Die Methodenfalle beim Change.
Aus der Reihe Transformation:
Ich erlebe zurzeit viele Veränderungsvorhaben rund um das Thema Agilität. Als IT-ler ist mir das Framework oder Methoden Ansätze wie Scrum vertraut. Die Ziele sind meistens klar, es geht um mehr Selbstverantwortung, Selbstorganisation, Geschwindigkeit und Flexibilität. Es geht auch darum, mit einer wachsenden Komplexität und Zukunftsunsicherheit klar zu kommen.
Die Veränderungsprojekte werden mit viel Elan gestartet. Nur kommen diese irgendwann nicht mehr vom Fleck. Oder die erhofften Ziele werden nicht erreicht. Ein Erklärungsversuch. Erfahren Sie mehr über die Methodenfalle.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- Welche Rolle spielt die Methodenfalle bei Veränderungen?
- Drei Hinweise, wie sie vermieden werden kann.
Was meine ich mit Methodenfalle?
Wir denken gern in Modellen oder nutzen Methoden. Sie sind für uns eine Richtschnur für das Vorgehen. Wenn wir kein passendes Modell haben entwickeln wir eins.
Das ist ein ganz natürliches Vorgehen. Man sagt auch gern, ein Modell ist ein vereinfachtes Bild der Wirklichkeit. Die Methode ist wie eine Bedienungsanleitung. Man weiß, was in welcher Form getan werden muss.
Die Falle beginnt dann, wenn die Methode ihr Eigenleben entwickelt.
Wir halten uns quasi an die selbstgewählte Anweisung oder das Modell für das wir uns entschieden haben oder welches wir sogar aufwändig erarbeitet haben.
Unsere Wirklichkeit passt aber leider nicht (mehr) dazu. Als stellt sich die Frage, passen wir die Wirklichkeit an oder das Modell. Siehe auch rechts (oder unten) den Kasten „Dogmatiker unterwegs.“
Plötzlich wird es stärker das Ziel, die Methode auszurollen und andere davon zu überzeugen. Eine Methode kann nie das Ziel sein. Sie ist nur ein möglicher Weg zur Lösung unseres Problems oder zum Erreichen von Zielen.
Was wollen wir denn mit dieser Methode erreichen, was ist unser Ziel?
Es ist gut sich immer wieder vor Augen zu führen, warum wir überhaupt etwas ändern oder etwas Neues einführen wollen.
Das Ziel ist immer der Maßstab. Und wenn wir es mit unserem Modell nicht erreichen, ist es an der Zeit etwas zu ändern. Dann passt das Modell nicht mehr.
Wie vermeiden wir die Methodenfalle?
Drei Hinweise zum mal darüber nachdenken.
1. Wir überprüfen unser Vorgehen regelmäßig mit unseren Zielen.
Alles was uns in den Zielen nicht voranbringt, gehört überprüft ggf. geändert oder verworfen. Es kann auch durchaus sein, dass wir auf dem Weg unser Ziel neu definieren. Die Methode ist nur das Mittel zum Zweck und kann beliebig angepasst werden.
2. Wir nutzen die Modelle und Methoden als Setzkasten von Ideen und bauen Sie neu zusammen.
So kann ein Vorgehen in agilen Zyklen eine gute Idee sein. Deshalb brauchen wir nicht gleich einen Produktowner oder einen Scrummaster. Auch ein regelmäßiger Review oder eine Retrospektive können wunderbare Mittel sein. Aber brauchen wir wirklich festgelegte Artefakte.
Am besten bauen wir diese Elemente sinnvoll zusammen. Am besten gleich gemeinsam mit den Führungskräften und Mitarbeitern direkt in den Teams und im Arbeitskontext. Und probieren sie dann gleich aus.
3. Wir lassen unterschiedliche Wege zu.
Wer glaubt wirklich daran, dass es die eine richtige Methode für alle Probleme gibt? Trotzdem wird oft in Firmen an dem einen Rollenmodell gearbeitet, welches für alle Bereiche gelten soll.
Jeder Bereich, jede Führungskraft, jedes Team, jeder Mitarbeiter und Mitarbeiterin, jede Aufgabe ist anders. Schaffte eine andere Voraussetzung. Hat einen unterschiedlichen Reifegrad. Braucht einen eigenen Ansatz.
Warum kann es nicht möglich sein mit ganz unterschiedlichen Vorgehensmodellen gleichzeitig zu arbeiten. Jedes Team entwickelt sein eigenes Erfolgsmodell. Hauptsache das Ergebnis stimmt. Erfahren Sie mehr über mein Veränderungsvorgehen in kleinen, lernenden Schritten.
Oder über die multiple und flexible Organisationsform der Zukunft.
Fazit: Nutzen wir Modelle und Methoden …
… um uns das beste herauspicken für unsere Ziele und unseren Erfolg. Nichts bleibt für die Ewigkeit. Regelmäßige Reflektion unserer Ziele und unseres Vorgehens schafft neue Wege und neue Möglichkeiten.
(erstellt: 23.10.2020)
Ein Transformationsbegleiter kann helfen.
Das Beste aus den Ansätzen, Modelle und Methoden herauszufinden und es sinnvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Den Prozess in der Gruppe zu moderieren, in agilen Zyklen vorzugehen und diese Vorgehen in die Gruppe zu integrieren.
Lerne Sie mehr über meine flexiblen Veränderungszyklen direkt in den Teams und im Arbeitskontext. Veränderung ohne große Programme im Laufen.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- Welche Rolle spielt die Methodenfalle bei Veränderungen?
- Drei Hinweise, wie sie vermieden werden kann.
Klein anfangen und zum Wachsen bringen
Wie fange ich am besten an, wenn ich etwas ändern möchte?
Ich frage mich, was ich ändern möchte. Was für ein Problem ich genau lösen möchte und leite daraus mein erstes Ziel ab.
Dann starte ich mit einer ersten (kleinen) Idee und den richtigen Leuten. Schaffe in kurzer Zeit erste Erfolge. Reflektiere was gut ist und was nicht taugt.
Berichte darüber und suche mir die nächsten Begeisterungsfähigen.
Change und die Normalverteilung
Gerade zu Beginn ist es eine Illusion, dass es uns gelingt alle zu begeistern.
Es ist wie bei der Normalverteilung. 5 – 10 % sind entzündbar, 5-10 % sind sowieso aus Prinzip dagegen. Der Bauch von 80 % ist erst einmal skeptisch und wartet ab.
Entscheidend ist, dass die ersten 10% den Bauch motivieren sich das mal anzuschauen.
Die letzten 10 % kommen später oder gar nicht. Es lohnt sich manchmal nicht sich dort über Maßen zu engagieren.
Aus der Praxis 1
Das neue Geheimnis der Rollen.
Ich komme noch aus einer Zeit, da sprach man von Aufgaben- oder Funktionsbeschreibungen und natürlich von Planstellen. Ich habe dazu auch mal ein Konzept entwickelt. Klare Verantwortlichkeiten. Alles geregelt.
Aus meiner Sicht ist das alles überholt. Schon damals – und das ist eine Weile her – galt das geflügelte Wort: Bevor ich die Funktionsbeschreibung niedergeschrieben habe, hat sich meine Stelle schon dreimal geändert.
Die Welt dreht sich immer schneller und jeder Mitarbeiter entwickelt sich und seine Stelle weiter.
Das Neue sind jetzt Rollen. Es werden jetzt gern Rollen definiert, Klar, die sind nicht mehr an Stellen gebunden. Jeder Mitarbeiter kann mehrere Rollen haben und sie unterwegs wechseln.
Wir müssen nur aufpassen, dass Rollen nicht die „neuen“ Aufgabenbeschreibungen sind.
Aus der Praxis 2: Berichtswesen
Gewohnheiten und Rituale sind auch Vorgehensmodelle.
In meiner früheren Firma beobachte ich, dass sich die Form des Berichtswesen professionalisiert. Es gibt immer mehr Tools. Microsoft Teams, wird mit Excel und Powerpoint verknüpft. Daten werden aus dem ERP dazugeladen. Es entstehen anspruchsvolle Templates, die Monat für Monat gefüllt werden. Ein echtes Pflichtprogramm.
Nur für was diese Berichte dienen sollen? Ob das Ziel damit wirklich erreicht wird? Ob es eine vernünftige Aufwands-Nutzen-Relation gibt, wird selten gefragt.
Ich frage mich überhaupt, ob irgendjemand diese Berichte tatsächlich liest. Schade um die Zeit.